Friederike
von Eckardstein

Pfarrerin und Malerin

Musik- und Andachtsbilder
zu Franz Liszt, Via Crucis.

Die 14 Stationen des Kreuzweges

10. Station:

Jesus wird entkleidet

Jesus wird entkleidet

Andacht

- instrumental

Der dritte Fall – blutig, völlig am Boden und wieder hochgetrieben mit dem Kreuz auf dem Rücken geht es weiter. Kein Durchatmen, hämisch entkleiden die Soldaten Jesus. Nicht nur reißen sie von Jesus den ihm zuvor spöttisch umgelegten Purpurmantel herunter, auch Jesu eigene Kleider werden ihm vom Leib gerissen und verlost. Am Ende steht Jesus in Blöße dar. Welch eine Schmach!

Wir, die wir die Musik und das Bild der Entkleidung wahrnehmen, können diese Pein empathisch mit erfahren. Scham kommt auf:

• Wer kennt nicht die Erfahrung des Gesichtsverlustes?
• Wer kennt nicht das innere Schaudern über andere, die einen Menschen entblößen? Man will wegsehen, weghören, weggehen.
• Vielleicht war man auch selbst mal ein solch entblößender Täter und ist erschrocken über das eigene Schikanieren?
• Nein, das war man niemals! Und wie ist es mit dem Tratschen und Rufmorden hinter dem Rücken des für einen persönlich als schwierig erlebten Menschen?
   
• Wie soll man mit diesen peinlichen Erfahrungen als Opfer und/oder Täter weiterleben?

Die Scham meint einen schier umzubringen. Kreuzerfahrungen mitten im eigenen Leben. Der Blick auf die Entkleidung Jesu kann dieser ganzen menschlichen Qual ein Gesicht geben. Es kann auch helfen, Frieden zu finden. Da ist das göttliche Gelb im Bild, welches auch die Soldaten berührt. Das Eingeständnis von eigenem Versagen, die Tränen der Reue über das Weinen der Opfer können den Weg zum inneren Frieden und zur äußeren Befriedung bereiten.

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