Pfarrerin und Malerin
Musik- und Andachtsbilder Die 14 Stationen des Kreuzweges. 1878 |
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Liebe Gemeinde, O Kreuz, du unsere Hoffnung .... Heil dir, Kreuz 1. Ich höre die 14-jährige Laura aus Haltern-Lippramsdorf, die zwei enge Freundinnen verloren hat. Sie fragt verzweifelt ihre Mutter, "Mama, wo ist Gott gewesen?" Die Frage nach Gott mitten im Gefühl der Gott-Verlassenheit drückt zugleich, ohne dass es uns bewusst ist, die Sehnsucht nach Gott aus. Es ist die Sehnsucht danach,
Diese Sehnsucht nach Gott versucht der Via Crucis mit seinen 14 Kreuzweg-Stationen zu stillen. Er will sie stillen mit seiner Botschaft: "O Kreuz, du unsere Hoffnung". Es ist unsere Hoffnung, dass mitten im Sterben und im Tod die Liebe Gottes uns umpfängt:
Das ist die Antwort auf unsere Sehnsucht nach Gott mitten im Verlorensein: 2. Wie Gottes Liebe unbegrenzt ist und immer neu in Beziehung zu uns tritt, so werden Sie, liebe Gemeinde, die Farben und Formen in den Kreuzweg-Bildern nicht durch Rahmungen begrenzt sehen. Die farbliche und zeichnerische Gestaltung ist bewusst offen gehalten, damit Sie als Betrachter Ihre eigenen Lebenserfahrungen hinein interpretieren können. Jedes dieser Kreuzweg-Bilder dient wie die Musik von Franz Liszt zur Andacht – als Andacht über die Passion Jesu, - als Andacht über eigene Erfahrungen. Lassen Sie uns die 4. Kreuzweg-Station anschauen, "Jesus begegnet seiner Mutter": nachdem Jesus das erste Mal gefallen ist, trifft er auf seine Mutter. Wie weit und fast zärtlich klingt die Musik! Diese Innigkeit habe ich versucht aufzunehmen mit dem zarten Gelb und der zeichnerischen Hinwendung vom Sohn (rechts) zur Mutter (links im Türrahmen). Oberhalb der beiden sehen Sie in Braun gehaltene Ton-Klänge/Schritte, die sich nach ihrer diagonalen Anordnung dann waagerecht sanft fortsetzen als Ton-Klänge/Schritte in Gelb - aus dem Bild rechts heraus. Wir kennen das: mitten im Leid kann uns die Erinnerung an liebevolle Begegnungen helfen weiterzuleben – aus dem Leid heraus. Die Erinnerung an Liebe gibt Kraft dür die Zukunft. Aber wenn Sie die 6. Station "Dornenkrone", bzw. "O Haupt voll Blut und Wunden" anschauen, da finden Sie nun doch oben im Bild eine geöffnete halbrunde Raumbegrenzung. Wie schmerzvoll ist es, um den Kopf die Stacheln eindringen zu fühlen. Der Schmerz verengt. Wir kennen das selbst, wenn wir von Menschen bösartig verletzt werden: Verkrümmung, Rückzug. Auch daraus kann ein wohlwollender Blick eines anderen Menschen helfen. Ganz menschlich wird da der Kreuzweg Jesu – es ist nicht mehr nur fremdes Leid, auf das wir schauen. Im Mitfühlen wird es eigenes Erleben. Und damit wird auch erlebt, wie sich Sehnsucht nach Gottes Liebe erfüllen kann. Und zwar mitten im Sterben. Schauen Sie zum Schluss auf die ganz abstrakt gemalte Station 12, "Jesus stirbt am Kreuz": es ist so entsetzlich, dass Worte fehlen und darum ist auch nur wenig Farbe da und keine Zeichnung – viel Leere. Und doch mitten im Verlorensein sind da Spuren – Farbspuren: a) da ist das Rot als Querbalken im Kreuz. Es kann wirken wie Jesu Aufschrei: "mein Gott, mein Gott, hast du mich verlassen?" Dieser Aufschrei ist die sichtbare Spur, die Jesus uns hinterlässt. Seine Frage nach Gott zeigt auch seine und damit unsere Sehnsucht nach Gottes Liebe. b) Und dann in der farblosen Leere, da hören wir es: Jesu Ergebung in sein Schicksal, weil Gott antwortet und seine Liebe ihn spüren lässt. Und Jesus ruft: "in deine Hände befehl ich meinen Geist" Und dann: "es ist vollbracht!" Und wir Menschen antworten in der letzten Kreuzwegstation (14. Station) bei der Grablegung: "Heil dir, Kreuz!" Und das Gelb des göttlichen, feierlichen Es-Dur-Klanges der Liebe erhebt sich und beginnt den Via Crucis zu durchstrahlen. Unsre Sehnsucht nach Gottes Liebe soll gestillt werden. Amen Via-Crucis-Predigt gehalten am 28.03.2015 |